Das Problem mit den Lehrer-Dienstgeräten

Von | 14. August 2020

Jetzt kommt also, was von vielen seit Jahrzehnten gefordert und von Verantwortlichen bislang stets als unbezahlbar bzw. nicht realisierbar abgetan und verweigert wurde: Der Dienstrechner für jeden Lehrer und jede Lehrerin!

Doch mit Jubelszenen sollte man sich zurückhalten! Nicht etwa, weil der Autor dieser Zeilen gerne nörgelt oder das Haar in der sprichwörtlichen Suppe sucht, sondern weil es sich mit der Thematik nicht so einfach verhält, wie es den Anschein haben könnte.

Das effizienteste Gerät

Der „Dienstlaptop“ kommt also! Doch was ist darunter zu verstehen? Wer definiert, was für den gemeinen Lehrer passt? Was will die Lehrerin von heute damit machen? Oder besser gefragt: Was soll sie damit machen? Welche Geräteklasse ist vorgesehen? Welche Software soll darauf laufen? Gibt es eine Anforderungsliste für Software? Fakt ist: Die wenigste Software im Bildungsbereich läuft systemunabhängig oder im Browser. Womit wir bei der Kardinalfrage wären: Was soll mit dem Gerät gemacht werden? Wann ist es effizient verwendet?

Es erklärt sich von selbst, dass in den unterschiedlichen Schularten, Jahrgangsstufen, Ausbildungsrichtungen, Bildungsgängen … unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen sind. Das eine Gerät wird also definitiv nicht die Lösung sein. Ebensowenig, wie die eine Geräteklasse.

Und sicher ist auch: Ein Gerät, das Lehrkräfte aufgrund eingeschränkter Funktionsweise in ihrem Handeln beschränkt, erweist der Sache einen Bärendienst.

Die Administration

Die Verantwortlichkeit für das Gerät zu klären, erweist sich bei näherer Betrachtung als nicht weniger komplexes Problem: Wer gewährleistet die Funktionsfähigkeit des Geräts? Wer hat welche Rechte? Muss es an der Schule verbleiben? Muss es regelmäßig zur Wartung gebracht werden? Wer leistet diese? Wer darf Programme/Software/… installieren?

An diese Fülle von Fragen reihen sich weitere, die davon anhängen und deren Konsequenzen mitunter systemkritisch sein könnten: Was will ein PowerUser mit einem Gerät, das es ihm nicht erlaubt, verschiedene neue Software zu erproben? Oder gar zu entwickeln? Oder umgekehrt: Was tut ein Kollege, der motiviert ist, aber keinen Ansprechpartner erreicht und tagelang auf ein Update warten muss.

Was sich bereits in Unternehmen mit einer IT-Abteilung als schwieriges Unterfangen erweist, könnte im Edu-Umfeld noch schwieriger sein.

Die Security

Es gibt Leute, die den schulischen Workflows (berechtigterweise) ein Security-Problem attestieren. Unverschlüsselte Verbindungen, sorglos liegengeiassene USB-Sticks, keine sinnvolle Backup-Strategie, in diversen Clouds verteilte Files, … die Liste ließe sich problemlos erweitern.

Ich bin zwar der Meinung, dass diese Baustelle nicht oberste Priorität haben sollte (schlicht, weil mir kein einziger Fall in 20 Jahren IT-Tätigkeit vorkam, der hier ein größeres Problem verursacht hätte!), aber der Sachverhalt ist nicht zu leugnen!

Ein Lösungsvorschlag

Man sollte bei der Beschaffung entsprechende Freiräume anbieten, aber dennoch eine absolute Verbindlichkeit schaffen:

  • Die jeweilige Schule sollte einen (realistischen) Preisrahmen erhalten, der es ihr ermöglicht, ein Standardgerät zu definieren, mit dem die entscheidenden Aufgaben erledigt werden können.
  • Für das Budget pro Gerät können LehrerInnen eine Gutschrift erhalten, um sich ein höherwertiges Gerät kaufen zu können. Der Zuschuss wird dann angerechnet, so dass effektiv jede Lehrkraft (z.B. 700€) vom Staat/Sachaufwandträger… erhält und ein Gerät nutzen kann, das für sie möglichst optimal ist.
  • Es muss ein Support-Konzept geben, das verschiedene Ebenen an Unterstützung bietet und auch die Fortbildungen/Schulungen an den Geräten mit ins Auge fasst.
  • Das Thema Security muss dabei ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Jede Lehrkraft ist verpflichtet, das Gerät zu nutzen und im Unterricht bereitzuhalten (um zumindest zu verhindern, dass die Geräte unbenutzt irgendwo herumliegen!).

Dinge wie die Einbettung in eine funktionierende, leistungsfähige, skalierbare Infrastruktur setze ich an dieser Stelle voraus und gehe nicht näher darauf ein.

Conclusio

Meiner Einschätzung und Erfahrung nach wäre mit diesem Ansatz ein großer Schritt hin zu einer sinnvollen Ausstattung der Lehrkräfte getan und die technische Voraussetzung geschaffen, die Digitalisierung an Schulen voranzubringen.

Dass damit in keiner Weise der Unterricht weiterentwickelt ist, sollte jedem Beteiligten klar sein! Hier verweise ich gerne auf den Blogpost des geschätzten Kollegen Tobias Schreiner.

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