Schulbetrieb bei 1000er-Inzidenz: Ein Erfahrungsbericht

Von | 27. November 2021

Vorbemerkung

Nach inzwischen knapp zwei Jahren Pandemie hat niemand mehr „Lust“, ist jeder genervt – und das bezieht sich nicht nur auf das schulische Umfeld. Dafür verfügt Deutschland inzwischen über gefühlt mindestens 60 Millionen Virologen, deren überwiegende Bildung der Einbildung entsprungen ist. Darum braucht es bestimmt keinen virologischen Dilettanten wie mich, der dazu auch noch einen seichten Beitrag liefert. Stattdessen ist das Ziel dieses Blog-Posts ein kleiner Akt der Selbstreflexion in diesen schwierigen Zeiten, der weder in irgendeiner Form repräsentativen Charakter hat, noch in irgendeiner Form als anekdotische Evidenz verstanden werden möchte. Stattdessen ist es einfach nur ein Erfahrungsbericht mit ein paar persönlichen Schlüssen!

Die aktuelle Situation

In unserem Landkreis Deggendorf weisen wir derzeit eine Inzidenz um die 1000 auf, was die Lage in den Kliniken sehr prekär macht. In unserer Schule mit 29 Klassen und ca. 720 Schülerinnen und Schüler sind aktuell keine Klassen, aber einige Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. Jede Woche wird mindestens dreimal, in vielen Klassen täglich getestet.

Der Alltag im Hygienekonzept

An den Test-Tagen gab es vor knapp einer Woche jeweils mindestens einen „AntiGen-positiven“ Schüler, seit dieser Woche scheint sich die Situation etwas zu entspannen und wir blieben von Positiv-Tests bis dato verschont (#EsMögeBitteSoBleiben). Seit knapp zwei Wochen verfügt unser gesamtes Schulgebäude, also jeder Raum über eine sehr leistungsfähige Luftreinigungsanlage, die weder laut noch in sonstiger Form störend ist. Einzig die immensen Ausmaße (vergleichbar mit einem sehr großen Kühlschrank) schränken die Freiräume in machen Raum etwas ein. Aber damit kann jeder bis dato gut leben. Alle Mitglieder der Schulfamilie tragen stets Maske (auch am Platz!) und versuchen, AHA-Regeln möglichst genau zu befolgen. 

Unsere Erfahrungen

Die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen liegen uns sehr am Herzen – ebenso unser gesamtes Kollegium. Daher versuchen wir, aktuelle Entwicklungen im Rahmen eines umfangreichen Qualitätsmanagements stets im Auge zu behalten und – falls nötig – sofort darauf zu reagieren. Im Zuge dessen holen wir immer wieder digital die Meinung aller Beteiligten ein, analysieren diese und passen unser Konzept entsprechend an. 

Es verbietet sich natürlich, Interna hier öffentlich zu machen, aber dennoch sind einige Erkenntnisse interessant, ohne ins Detail gehen zu müssen: 90% aller Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien haben derzeit keine Angst, am Präsenzunterricht teilzunehmen. Ein Viertel der Eltern meint, Ihre Kinder hätten bedingt durch das vergangene Schuljahr Probleme im aktuellen Schuljahr. 

Schülerinnen und Schüler wollen in überdeutlicher Mehrheit keinen weiteren Distanzunterricht, obgleich dieser nach Auskunft von Eltern wie Schülern übereinstimmend eine sehr hohe Qualität aufwies. Grunde für die Ablehnung sind die fehlenden sozialen Kontakte, der Umgang mit Freunden, der direkte Kontakt zu Lehrkräften und die Abwechslung sowie die verlässliche Struktur im Alltag. 

Aus pädagogischer Sicht ergab sich daraus und nach ausführlicher Analyse im Kollegium die Erkenntnis: Es sind nicht die inhaltlichen und stofflichen Lücken, die aus den beiden ersten Lockdowns resultieren und heute Probleme verursachen. Stattdessen sehnen sich die Familien nach einem Miteinander, nach einer festen Struktur und einer Partizipation am gesellschaftlichen (Schul-)Leben. 

In Sachen Infektionsgeschehen in der Schule können wir für uns – soweit wir das sinnvoll und mit aller Vorsicht und gebotenen Zurückhalten sagen können – festhalten: In keiner Klasse war bis dato tatsächlich ein Ausbruch festzustellen, steckten sich Sitznachbarn an. Geht man davon aus, dass die morgendlichen Schnelltests valide sind, so scheint unsere Schule – mit aller Vorsicht formuliert – tatsächlich kein Ort zu sein, der das Infektionsgeschehen befördert. Da uns das Gesundheitsamt im Schulbesuch inzwischen neben vielen anderen Aufgaben auch das ContactTracing übertragen hat, lässt sich folgendes festhalten: Die übergroße Mehrheit der Infektionen ist auf das private Umfeld zurückzuführen. Eltern, Familienmitglieder, Freunde, aber leider auch Veranstaltungen wie Sporttraing. 

Fazit

Ich maße mir nicht an, hier verlässliche – und noch weniger allgemeingültig!!! – Aussagen treffen zu können, aber in der aktuellen Situation scheint es tatsächlich in der Wahrnehmung aller Mitglieder unserer Schulgemeinschaft das Beste zu sein, den Schulalltag am Laufen und die Schule damit offen zu halten. Ähnliche Erfahrungen schildern uns auch benachbarte Schulen. 

Ist das ein Plädoyer für „Schule offen unter allen Umständen“?

Das wäre genauso überheblich wie peinlich! Wir haben weder die Expertise noch die Kompetenz, dies zu entscheiden. Uns bleibt wie allen anderen nur die Hoffnung auf verantwortungsvolle, fundierte Entscheidungen … und mit Verlaub: eine künftig stark verbesserte, an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst Kommunikation des Dienstherrn! 

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