Schule: Öffnungen, Schließungen, Testungen, Impfungen … der Wahnsinn aus meiner Sicht

Von | 8. März 2021
  • Schulen schließen?
  • Ist Distanzunterricht besser als Wechselunterricht?
  • Darf der Staat die Gesundheit der Lehrkräfte gefährden?
  • Bringt eine Reihentestung was?
  • Bin ich zum Henker ein bessere Bundestrainer oder doch der bessere Virologe?

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es blickt keiner mehr durch! Und genau so geht es mir auch. Aus dem gleichen Grund, aus dem ich den ganzen Blog betreibe, habe ich im Folgenden – hoffentlich in knappen Worten! – meine aktuelle Sicht der Dinge aufgeschrieben: Um zu reflektieren und andere in die Diskussion miteinzubeziehen, weil es uns alle (hoffentlich) weiterbringt.

Schulen zu! Es ist zu gefährlich!

Genau wie die andere Extremposition kann ich weder der einen noch der anderen zustimmen. Es besteht zweifellos eine Gefahr, wenn die Schulen geöffnet werden. Diese einzuschätzen überfordert mich massiv und zum Glück ist es nicht meine Aufgabe. Glaubt man diversen wissenschaftlichen Quellen, so ist die Gefahr, sich in der Schule zu infizieren signifikant höher als z.B. im Supermarkt oder an vielen ähnlich hoch frequentierten Arbeitsplätzen. Andererseits gibt es ebenfalls wissenschaftliche Daten, die belegen, dass Schulen gegenwärtig keine Treiber der Pandemie waren.  Ich kann weder das eine noch das andere beurteilen, weshalb ich es auch lasse. Und ich versuche auch, die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen in meinem Umfeld auszublenden. Was ich jedoch einordnen kann, ist die aktuelle Situation in Schule. Doch dazu später mehr!

Schulen auf! Der Schritt ist überfällig!

Die bereits erwähnte zweite Extremposition kann beinahe mit den gleichen Quellen ebenfalls vertreten werden. Aber wie es mit Extrempositionen so ist: Sie sind nicht das Meine! Und das, obwohl ich angesichts meiner familiären Situation zusätzlich zu meiner beruflichen eins wesentlich stärker sehe, als ich es mir vor März 2020 je hätte vorstellen können: Die Schule als Ort sozialer Begegnungen, des Austauschs, des Zusammenseins, der Emotionalität und als einer der Hauptorte des „Zoon Politikon“ –  jeder weiß inzwischen um diese Bedeutung! Aber dürfen wir aufgrund diese Bedeutung trotzdem Infektionen in Kauf nehmen? Ich weiß es nicht und kann es auch nicht beurteilen! Ich bin schlicht nicht kompetent in dieser Frage!

Der Status Quo

Doch was soll der Post dann überhaupt? Bisher wurden allenfalls Punkte aufgezählt, die jeder weiß. Ich möchte sie in den Kontext bringen, den ich einschätzen kann. Die Situation in der Schule vor Ort: 

Ich treffe Schüler, die in den ersten Tagen weit weniger erfreut über ihre Rückkehr in den Präsenzunterricht sind, als meine KollegInnen und ich das für möglich gehalten hätten. Eine Umfrage unter den jungen Leuten ergab, dass die meisten Angst hatten, eine Ansteckung „mit nach Hause zu bringen“ und nur 20% sich über die Rückkehr freuten.

Andererseits häufen sich Hilferufe aus den Familien, denen die Situation zuhause in zunehmendem Maße entgleitet und für Situationen sorgt, die eine Gesellschaft nicht wollen kann und unter (allen?) Umständen verhindern muss. 

Ich beobachte glücklicherweise, dass sich bislang kein Mitglied des Kollegiums infiziert hat und die Hygienemaßnahmen nicht komplett verpuffen. Dass Eltern auf der einen Seite eine Entzerrung und Entschleunigung wollen, andere vehement die Erhöhung des Drucks fordern, weil „sich massive Ferienstimmung breit macht“ und Schüler immer häufiger die technische Auszeit („Meine Kamera / Mikro/ PC / Tablet/ USB-Soundcard/ Subnetzmaske 😉 … fungiert nicht! Ich Blin leider raus!“) wählen. 

Was also bleibt als Vision?

Ich vermisse etwas, was in Krisenzeiten gefragter denn je ist und woran beinahe alle politisch Verantwortlichen, vor allem die Lauterbachs dieser Welt kläglich scheitern und was ich unverzeihlich finde: Den Menschen, insbesondere den jungen Hoffnung und Perspektive zu geben. 

Der einfältigste Pädagoge weiß, dass mit Angst und Drohungen kein Kind auf Dauer besser wird, dass es einen Unterschied macht, ob ich Horrszenarien an die Wand oder eine positive Perspektive male. Oder ist es schlicht das Geschäft mit der Angst, das sich erwiesenermaßen als sehr einträglich erweist?

Damit eines klar ist: Ich bezweifele nicht die Kompetenz eines Lauterbach, Drosten, Streeck, … und wie sie alle heißen. Aber ich bezweifle, dass ihnen klar ist, was sie mit einer derartigen Kommunikation bewirken! Wir in den Schulen brauchen eine Perspektive, eine Hoffnung, die uns motiviert und durch die Krise bringt. 

Eine solche Hoffnung schürt man nicht, indem man Lehrer um 13 Uhr am Mittwoch nach dem Unterricht zu einer Reihentestung schickt. Man tut es nicht, indem man den Leuten einen Schnelltest in die Hand drückt und sagt: „Macht mal!“

Man könnte es aber erreichen, indem man betont, wie viele Schulen es gut gemacht haben, indem zahlreiche Infektionen verhindert wurden. Indem man aufhört, Distanzunterricht per se schlecht zu reden. Indem man aufhört, seine Rechthaberei zu auszuleben („Ich hatte leider recht mit meiner Befürchtung!“) und mögliche Infektionskurven hochzurechnen, sondern stattdessen erklärt, wie es zu einem positiven Verlauf kommen kann, der nicht einen viel zu hohen Prozentsatz an psychischen Tragödien erschafft.

Wo sind alle die Kommunikationsprofis, die den Verantwortlichen zeigen, wie es gehen kann/muss?

Ich lehne mich aus dem Fenster: Ein Helmut Schmidt hätte verstanden, worauf es jetzt ankommt! 

Und damit bin ich wieder an dem Punkt, an dem ich scheitere: Ich habe selbst zu wenig Ahnung, um tatsächlich mitreden zu können 🙁

 

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