Motivation und Narzissmus

Von | 29. Dezember 2018

am 28.12. las ich von Andreas Hofmann (@halfman1334) einen sehr bemerkenswerten Blogpost zum Thema Motivation im Lehrerumfeld, der Vieles thematisiert, was mich immer wieder beschäftigt.

Der Post an sich enthält jede Menge Punkte, die ich nicht weiter kommentieren muss, bin ich doch ein Anhänger des Ausspruches von Karl Valentin:

“Es wurde bereits alles gesagt, aber noch nicht von jedem!”

Ein Zitat übrigens, dessen Ironie gerade in Lehrer- und besonders in Schulleitungskreisen viel zu häufig übersehen wird Winking smile

Warum dann dieser Blogpost?

Weil mir der gesamte Tenor des Beitrags von Andreas Hofmann zu negativ erscheint.

Ja, es gibt viel zu viele auf unserem Planeten, die sich selbst als die größten sehen und mehr oder minder verzweifelt der eigenen Eitelkeit frönen und nach Anerkennung suchen.

Ja, es ist berechtigt zu kritisieren, dass sich manch einer seine eigene Communitiy generiert, die sich per imaginärem Cronjob selbst liked  und auf die Schulter klopft.

Aber ganz ehrlich: Es ist mir egal! Es nervt mich nicht einmal (mehr). Denn unabhängig von der Motivation interessiert mich der Inhalt, die Substanz und der Gehalt eines Beitrags. Und wenn dieser stimmt und mich als permanent Suchenden (Uli Hierdeis @Dread_Dread hat das in seinem Blogpost zur Thematik sehr gut beschrieben und trifft zu 100% meine Einstellung!) weiterbringt, ist die psychologische Analyse der Persönlichkeit  dahinter erst einmal nicht von Belang.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich sehr schnell zeigt, ob sich hinter der gelebten Profilneurose auch ein entsprechendes KnowHow verbirgt. Das ist keineswegs ausgeschlossen, wenn auch eher selten. (Für die Insider sag ich nur Mr.RS48 Open-mouthed smile )

Generell fällt mir in dieser “Ich hau auf die Pauke”-Problematik immer eine ITler-Weisheit ein, die keines Kommentars mehr bedarf:

“Wer meint, alles zu wissen, hat nur zu wenig Informationen”

NIcht umsonst gilt Demut als eine Tugend Winking smile

Ich für meinen Teil bin überzeugt, dass eine Kultur des Teilens nur dann wirklich funktioniert, wenn die eigenen Fehler bzw. Schwäche fester Bestandteil des Geteilten sind. Und genau hier scheitern Narzissten, Neurotiker und substanzlose Schildersammler konsequent und weithin sichtbar.

Ganz Ähnliches gilt übrigens auch für die Methode Working Out Loud!

Zu kritisieren ist zusätzlich zu dem von Andreas Hofmann noch eine weitere Perspektive:

Die Arbeit von Journalisten, Meinungsmachern und Influencern. In inzwischen zahllosen Events, die ich in diesem Zusammenhang erleben durfte/musste, traf ich ohne Ausnahme auf jene Problematik, die mitunter mit dem “Smartboard-Effekt” beschrieben wird. Scheinbar wichtige und kompetente Player versammeln sich einem interaktiven Whiteboard und liefern der Presse jenes Bild, das das “Ende der Kreidezeit” dokumentiert. Dann wurde noch mit Offiziellen (Schulleitung, Politiker…) ein Interview gemacht, der Blablaphrasengenerator von Beat Doebeli ein weiteres Mal bemüht und alle waren saturiert. Nur den Schüler – wenn man so will: den Betroffenen, den Endkunden, …. – hat niemand substantiell befragt. Der Prozess bzw. das Resultat oder auch die Nachhaltigkeit – der Theologe würde sagen: Der Sitz im Leben –  war nie ein Thema. Das kann und werde ich nie akzeptieren!

Aber um mit einer positiven Perspektive zu enden: Die allermeisten Mitglieder der Community sind in meiner Wahrnehmung bereit, sich auf diese Kultur einzulassen, berichten ihre Erfahrungen, teilen ihre Materialien und respektieren ihr Gegenüber.

Leute mit Meta-Beiträgen, die zur Sache nichts beitragen, Pseudo-Kriegsschauplätze bedienen, Plattformen zur Beförderung ihrer eigenen politischen Karriere nutzen, destruktiv-falsifizierend agieren oder lediglich eine Selbstinszenierung betreiben, haben mein Mitgefühl.

Aber es gibt da draußen einfach sehr viele engagierte Kolleginnen und Kollegen, denen ich unendlich dankbar für ihren Input und ihre Bereitschaft zur Weiterentwicklung von Schule  und bei denen ich als permanent Suchender schon so oft fündig geworden bin, dass die selbstverliebten Trommler als pädagogische Laubbläser von mir als Begleiterscheinung und Kollateralschaden akzeptiert werden.

Und wer weiß? Schon so manches Mal trat man mit einem nachbarschaftlichen Laubbläser in einen Dialog, der letztlich zu einem nicht zu erwartenden Ergebnis führte. Open-mouthed smile